Tips für ein besseres SECS-Leben mit Tim Judge, Healthy Hospo
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Fit zu bleiben, körperlich und mental, ist wichtig. In für die Branche so herausfordernden Zeiten wie diesen erst recht. Doch wie schaffen sich Bartenderinnen und Bartender in ihrem beruflichen Alltag eine gesunde Routine? Tim Etherington-Judge, Gründer der Initiative „Healthy Hospo“, gab in seinem BCB-Talk praktische Tipps. Unsere Zusammenfassung.
Der Mann weiß, wovon er spricht: Tim Judge hat eine steile Branchenkarriere hinter sich, mit so steilem Aufstieg wie Fall. Mit 14 schon arbeitete der Brite in der Gastronomie. Später wurde er Bartender, dann Markenbotschafter für einen großen Spirituosenunternehmen in Indien und schließlich globaler Markenbotschafter einer weltbekannten Whiskeymarke. 250 Tage im Jahr war er unterwegs, im Schnitt jeden dritten Tag saß er in einem Flieger, berichtet er zu Beginn seines BCB-Vortrags. Was nach glamourösem Jet-Set klingt, war in Wirklichkeit bretthart: Ständiger Reisestress, wenig Bewegung trotz globaler Mobilität. Fast jede Nacht ein anderes Hotel. Unregelmäßiges Essen, oft zu viele Drinks. Er führte als Markenbotschafter ein Leben in Isolation und im Zentrum der Aufmerksamkeit zugleich: Die Freunde weit weg, dafür um ihn herum viele und immer neue Menschen. Irgendwann geriet er in eine Abwärtsspirale. Die 2016, so berichtet er ganz offen, beinahe tödlich geendet wäre.
„Wenn du gut durch dieses beschissene Jahr kommen willst, ist es umso wichtiger, dass du auf deine physische und mentale Gesundheit achtest. Umso stärker bist du dann, wenn es mit der Barszene wieder aufwärts geht.“
Tim Judge
Initiative für eine gesündere Hospitality-Branche
Judge zog den Stecker, doch er verabschiedete sich nicht aus der Branche. Vielmehr stellte er in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, die ihm wieder auf die Beine halfen, fest: Es geht vielen so wie ihm. Das Arbeiten in der Barwelt kann sehr schön sein, aber auch anstrengend und kann gefährlich für die Gesundheit werden. Judge gründete daraufhin 2017 „Healthy Hospo“, eine Initiative, die sich für mehr Gesundheit und Glück in der Hospitality-Branche einsetzt. Was mit einem Blog und Social-Media-Postings zum Thema begann, in denen der Ex-Barmann seine eigene Genesung beschrieb, wurde ein umfassendes Trainingsprogramm für verschiedenste Bereiche – von besserem Schlafen über mentale Gesundheit bis zu finanzieller Sicherheit.
Für die BCB-Fachgäste an den Bildschirmen hielt er in seinem Webtalk konkrete Tipps parat, wie sie ihr eigenes Leben, beruflich wie privat, auf ein gesundes Fundament stellen können: Angelehnt an den HipHop-Klassiker von Salt'n'Pepa aus dem Jahr 1991 lautet sein Motto dafür „Let's Talk About SECS, Baby!“ SECS steht für Sleep, Eat, Connect, Sweat – also guten Schlaf, richtige Ernährung, soziale Kontakte und Sport. Hier kommen seine Tipps im Einzelnen.
Sleep
Für Tim Judge ist guter Schlaf die Basis eines gesunden Lebens. Für Bartender*innen ist dieser Punkt besonders neuralgisch – denn sie arbeiten meist, wenn andere schlafen. Umso wichtiger ist es, dass sie sich eine gute Routine aufbauen.
1. Schlaf priorisieren: Mindestens 7,5 Stunden sind zu empfehlen. Um das zu erreichen, sollte Schlaf wichtiger sein als z.B. noch Mails zu checken, durch den Social-Media-Feed zu scrollen oder TV zu gucken.
2. Schlaf vorbereiten: Rituale fürs Runterkommen schaffen, 90 Minuten vor dem geplanten Schlafengehen. Was Ruhiges machen, zum Beispiel einen Roman lesen oder entspannt aufräumen.
3. Schlafzimmer einrichten: Matratze und Bett sind die wichtigsten Anschaffungen im Leben, so Judge. Hohe Qualität ist wichtig. Wer aufs Geld achten muss, fährt mit einem Matratzen-Topper gut. Kühl, dunkel und ruhig sollte es sein. Das Handy sollte Zimmerverbot haben. „Das Schlafzimmer ist nur für zwei Dinge da“, so Judge, Schlafen und … miteinander schlafen.
4. Koffein kalkulieren: Viele Bartender*innen trinken gerne Kaffee, auch Judge. Doch der Körper braucht fünf bis acht Stunden, bis er gerade einmal die Hälfte des Koffeins abgebaut hat. Sein Tipp: Lieber nur am Anfang der Schicht Kaffee trinken. Mindestens 8 Stunden sollten zwischen dem letzten Schluck und dem Zubettgehen liegen.
Eat
Für gute bzw. die richtige Ernährung gebe es unzählige Ansichten, so Judge. Er schlägt vor, es einfach zu halten.
1. Regionale Zutaten bevorzugen: Naturbelassenes aus der Region zu kaufen und zu kochen, ist nicht nur gut für die Erzeugerbetriebe vor Ort, sondern auch für die Gesundheit. Verarbeitete Lebensmittel und Convenienceprodukte hingegen – er präsentierte die 60 Inhaltsstoffe eines Big Macs – sind zu vermeiden.
2. Nicht zu viel essen.
3. Viele Pflanzen essen: Gemüse, Obst und Beeren, Hülsenfrüchte und Getreide, Blattgemüse, Nüsse und Samen – nicht nur köstlich und aromatisch (Mixologen wissen es), sondern auch ideale
Nährstoff- und Vitaminlieferanten. Judges Daumenregel: 2/3 der Ernährung sollte pflanzenbasiert sein, egal ob man sich fleischfrei ernährt oder nicht.
Connect
Über das Pflegen sozialer Kontakte wird viel zu wenig gesprochen, findet Judge. Die Begegnung von Angesicht zu Angesicht ist wichtig für unser Wohlsein – die Mischung aus Gespräch, Gestik und Stimme/Akustik macht's. Das ist gerade nicht gerade einfach. In Zeiten von Social Distancing und reduzierten persönlichen Begegnungen ist es aber umso wichtiger, sich um soziale Kontakte zu kümmern. Judges Tipp für die Corona-Zeit: Mit 3 Menschen pro Tag privat in Kontakt treten. Freunde, Bekannte, Kolleg*innen: anschreiben oder besser noch anrufen, wenn man gerade zufällig an sie denkt. Sprachnachrichten ersetzen diesen Austausch nicht.
Sweat
Der Vorteil des Arbeitens an der Bar, so Judge: Es ist schon mit viel Bewegung verbunden. Doch das alleine reicht nicht. Sport ist besser – am besten einer, der Spaß macht. Er selbst fährt gerne Rad, hasst aber das Fitness-Studio. Jede*r muss seine eigene Leidenschaft finden – und pflegen. Was am besten in der Gemeinschaft geht: Mit Freunden zu sporteln hilft gegen den inneren Schweinehund – und es zahlt auch gleich auf den Buchstaben C wie Connection ein.
Wer mehr über die von Tim Judge ins Leben gerufene Initiative wissen möchte oder Hilfe sucht, kann sich gerne an „Healthy Hospo“ wenden. Mehr Infos unter www.healthyhospo.com.
Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.