Neue Mitarbeiter: So klappt das Onboarding in der Bar
Worauf sollten Barmanager achten, wenn sie neue Mitarbeiter rekrutieren und einarbeiten? Angus Winchester gibt Tipps, wie Onboarding-Prozesse in Bars optimiert werden können, damit Mitarbeiter sich schnell sicher und wohl an ihrem neuen Arbeitsplatz fühlen.
Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.
Es ist beinahe unmöglich, die Zeitung aufzuschlagen, ohne von Personalengpässen in so gut wie jeder Branche zu lesen – und unsere ist da leider keine Ausnahme. Von wiederholten Schließungen und Einschränkungen bis hin zu schlechtem Verhalten der Gäste haben wir überall auf der Welt – selbst in unseren besten Bars und Restaurants – die große Resignation erlebt. Aber auch die Möglichkeit, andere (weniger giftige) Branchen auszuprobieren, hat viele Menschen aus der Barwelt in andere Jobs getrieben.
Krise als Chance für bessere Rekrutierung und Teambindung
Die klügsten Betreiber sehen diese Entwicklung jedoch als Gelegenheit, ihre Teams aufzufrischen und ihre Methoden zur Rekrutierung und Bindung ihrer Teams zu verbessern. Dies hat der Einarbeitung und dem Onboarding, dem Schlüssel zur Verbesserung der Gesundheit und der Intelligenz unserer Unternehmen, neue Bedeutung verliehen.
Einstellung vs. Erfahrung
Viele der Bars, mit denen ich zu tun habe, sagen ernsthaft, dass sie "Einstellung und nicht Erfahrung" einstellen, was zwar lobenswert ist, aber ein großes Hindernis darstellt, wenn es darum geht, Mitarbeiter, die neu in unserer Branche sind, auf Vordermann zu bringen. Tatsächlich stellen sie daher oft eher Menschen mit Erfahrung ein, da es schneller geht, sie einzuarbeiten. Jedoch haben sie dann das Problem, dass sie ihre neuen Mitarbeiter dazu bringen müssen, ihre bisherige Arbeitsweise und das Muskelgedächtnis zu „verlernen“ und die ihrer neuen Teamkollegen neu zu erlernen.
Ein strukturierter Plan nimmt Nervosität
Die Investition in ein großartiges und umfängliches Onboarding-Erlebnis wird den Prozess beschleunigen, neue Mitarbeiter in engagierte und zielorientierte Mitarbeiter zu verwandeln. Obendrein trägt es dazu bei, Resignation durch Bindung zu ersetzen. Und vergessen wir nicht die Angst, die viele von uns empfinden, wenn sie eine neue Stelle antreten: ein ganz neuer Menschenschlag und die Angst, dass es vielleicht eine schlechte Idee war, den vertrauten alten Arbeitsplatz zu verlassen. Eine neue Rolle mit einem klar definierten und sinnvollen Onboarding-Prozess zu haben, trägt viel dazu bei, die Nerven zu beruhigen und die eigenen Fähigkeiten zu verbessern.
Zusage! Und nun?
Die erste Phase des Onboardings beginnt in dem Moment, in dem das Stellenangebot angenommen wird. Sie kann aber sogar bereits Teil des Vorstellungsgesprächs sein, da es natürlich ein entscheidender Faktor dafür ist, dass sich Bewerber für deine Bar entscheiden. So sollten neue Mitarbeiter zuallererst mit allen Informationen der Personalabteilung und des Personalhandbuchs versorgt werden. Sie sollten natürlich vorab erfahren wann und wie sie bezahlt werden und welche Leistungen und Vergünstigungen sie erhalten. Aber auch weitere wichtige Informationen beispielsweise zum Schutz vor Disziplinarmaßnahmen oder Belästigungen sollten direkt zum Start kommuniziert werden.
Gut vorbereitet für den ersten Tag
Was ebenfalls sehr hilfreich für einen erfolgreichen Start sein kann, ist eine kurze Vorstellung der Teammitglieder, mit denen Sie zusammenarbeiten werden. Auf einem Blatt könnten Bilder, Namen und Biografien einmal übersichtlich zusammengetragen werden. So können sich neue Mitarbeiter auch bereits frühzeitig mit allen wichtigen Ansprechpartnern und Gesichtern vertraut machen. Ebenso Informationen über die wichtigsten Stammkunden, die sie vielleicht bald bedienen werden, könnten vom Vorteil sein.
Natürlich sollten auch Speisekarten und Menüpläne in den Materialien zur Vorbereitung enthalten sein. So sind neue Mitarbeiter am ersten Tag bereits gut vorbereitet und können obendrein ihre Begeisterung und Motivation für den neuen Job unter Beweis stellen.
„Vertraue, aber überprüfe“
Ich sollte an dieser Stelle sagen, dass diese Informationen nicht nur bereitgestellt, sondern auch getestet werden müssen. "Vertraue, aber überprüfe", wie Horatio Caine zu sagen pflegte. Stellt also detaillierte Informationen zur Verfügung, aber stellt auch sicher, dass sie gelesen und gelernt werden. Die besten Betreiber verwenden hierzu ein Lernmanagementsystem, da die Informationen dann digital sind und nicht nur in Worten, sondern auch in Audio- und Videodateien vorliegen können. Aber selbst die Verwendung von Google Forms und Google Drive schafft eine Methode, um Informationen zu teilen und zu testen, ob sie behalten werden. Außerdem gibt es Aufschluss über die Organisation des Unternehmens sowie die Ernsthaftigkeit, die sie der Bildung ihrer Mitarbeiter beimessen.
Nur eine Chance für den ersten Eindruck
Tag eins und Woche eins ist die nächste entscheidende Phase des Onboarding-Prozesses. Es ist der Tag, an dem die Theorie zur Realität wird. Es ist aber auch der Tag, an dem der gesamte Einarbeitungsprozess festgelegt wird, von den genauen Abläufen an den einzelnen Tagen bis hin zu den Meilensteinen und Tests, die auf die neuen Mitarbeiter zukommen werden. Er sollte logisch, organisiert und systematisch sein und die "Marke" – also die Persönlichkeit – des Unternehmens widerspiegeln. Es sollte aber auch menschlich und inspirierend sein. Es gibt schließlich nur eine Chance, einen ersten Eindruck zu hinterlassen. Während wir dieses Motto oft mit unseren Gästen praktizieren, machen die besten Bar-Mitarbeiter das auch mit ihren Teamkollegen.
Zeit Theorie in Praxis umzusetzen
Diese Phase des Onboardings ist das A und O der Ausbildung. Sie sehen alle SOPs (Standard Operating Procedures) und SS (Service Steps) in Aktion. Die Neulinge machen sich mit den räumlichen Gegebenheiten vertraut. Sie müssen alle Speisen und Getränke, die sie servieren und verkaufen werden, auch probieren. Ein netter kleiner Trick ist übrigens, neue Mitarbeiter die normalen Speisen der Speisekarte essen zu lassen, wenn sie anfangen – oder sie zumindest viel Zeit an der Bar oder an der Kasse verbringen zu lassen, um alle Getränke und Speisen mehrmals zu sehen.
Engagierte Ausbilder statt Schattenspiele
Oft wird Obengenanntes durch das "Beschatten" eines erfahrenen Mitarbeiters erreicht. Es ist allerdings unfair, von Bar-Mitarbeitern zu erwarten, dass sie nicht nur ihre Arbeit hervorragend und zügig erledigen, sondern diese auch gleichzeitig noch einem Neuling optimal erklären. Stellt Neuzugängen daher lieber einen engagierten Ausbilder an die Seite, bevor ihr sie an einen Buddy weitergebt, den sie beschatten können. So könnt ihr die optimalen Ergebnisse erzielen.
Ein Gefühl für Mitarbeiter bekommen
Der letzte Teil des Onboardings ist das Testen und Rückmelden. Am Ende des ersten Tages, der ersten Woche und des ersten Monats sollten man regelmäßig bei den Neulingen vorbeischauen, um zu sehen, wie es ihnen mit ihren neuen Aufgaben geht. Es ist wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob sich die neuen Mitarbeiter wohl fühlen und gut einleben, aber auch, wie das Bar-Team und man selbst als Führungskraft wahrgenommen wird.
Meilensteine feiern und Können unter Beweis stellen
Zu wichtigen Meilensteine im Onboarding-Prozess sollten nicht nur schriftliche, sondern auch mündliche Tests gehören. Aber auch Rollenspiele sind sinnvoll, damit die neuen Bar-Mitarbeiter auf möglichst praktische Weise unter Beweis stellen können, wie bereit sie schon für den Umgang mit Gästen sind.
Außerdem sollte man das erfolgreiche Bestehen dieser Meilensteine feiern. Mein Lieblingsunternehmer Bobby Heugel vom „Anvil“ in Houston veranstaltet eine öffentliche Abschlussprüfung/Zeremonie für seine Bartender. Hierbei müssen sie die 100 klassischen Drinks auf ihrer Speisekarte für je 1 $ zubereiten. Dieses Event füllt die Bar mit Stammgästen und ist für alle Beteiligten ein großartiges Ereignis ist – genau das, was ein optimales Onboarding sein sollte!