Marie Weskott, Nomi Weinbar Berlin: „Es geht uns um den Weinvibe“

© nomi Weinbar 

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

In der Kreuzberger Weinbar Nomi werden ausschließlich Weine angeboten, an deren Herstellung maßgeblich eine Frau beteiligt ist – zum Beispiel als Winzerin oder Weingutbesitzerin. Belehrt wird hier aber niemand: Die Atmosphäre ist relaxt bis ausgelassen. Es gibt sogar gemixte Drinks jenseits des Gin & Tonic und ab sofort Speisen jenseits der Käseplatte. Jan-Peter Wulf traf die Co-Betreiberin und Sommelière Marie Weskott zum Gespräch. 

Marie, die Nomi Weinbar gibt es jetzt fast anderthalb Jahre, ihr habt sie im November 2022 zu viert eröffnet. Erzähl uns doch bitte, wie es dazu kam.

Marie Weskott: Ich wollte damals ohnehin nach Berlin ziehen und der Kontakt zu den Jungs (Matthias Dräxler, Mali Haag und Felix Adam, Anm. d. Red.) kam über einen Weinhändler zustande. Es fühlte sich gleich gut an. Jeder von uns kann unterschiedliche Sachen gut, wir ergänzen uns. Mali macht das Design und die Kommunikation, Matthias ist für alles Handwerkliche zuständig, Felix kümmert sich um die Buchhaltung und die Personalplanung.

Und du bist der operative Kopf hier in der Weinbar?

Marie: Ja, die Jungs haben ja noch ihre Eventagentur „Betterlife“ und sind damit ziemlich ausgelastet, weshalb mein Aufgabenbereich hier immer größer wird.

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Du bringst ja auch viele gastronomische Kompetenzen mit.

Marie: Ich kann nicht die eine Sache extrem gut, sondern habe eine große Bandbreite. Zur Abiturzeit habe ich im „Sausalitos“ in Aachen gejobbt und festgestellt: Gastronomie macht mir Spaß. Ich habe dann meine Ausbildung zur Restaurantfachfrau absolviert, dann auch die Kochausbildung, war zwei Jahre im „Purs“ in Andernach in der Küche und im Service tätig. Dann habe ich meinen Sommelier und den Fachwirt gemacht. Also eine gute Basis, etwas von allem. Das passt auch gut zur Nomi Weinbar.

Inwiefern?

Marie: Wir ziehen hauptsächlich junge Leute an, die sich zwar schon für Wein interessieren, bei denen er aber nicht unbedingt im Mittelpunkt steht. Es geht uns um den „Weinvibe“ und um die Atmosphäre. Wir gehen ganz undogmatisch an die Sache heran. Es soll hauptsächlich um den Spaß gehen. Und die Mehrheit der Leute will nun einmal Sauvignon Blanc trinken (lacht).

Euer Konzept ist nichtsdestoweniger ein spezielles: An jedem Wein, den ihr anbietet, ist eine Frau beteiligt. Wann und wie ist die Idee dazu entstanden?

Marie: In einer Nacht, in der wir über unser Alleinstellungsmerkmal philosophiert haben. Erst hatten wir die Idee, dass 50 Prozent unserer Weine „weiblich“ sein sollen, quasi eine Gleichberechtigung. Ich habe dann gesagt: Wenn, dann müssen wir das zu 100 Prozent machen (lacht). Und das haben wir dann getan. Eigentlich wollten wir es nicht groß kommunizieren. Doch die Presse hat sich darauf gestürzt. Wir haben damit den Zeitgeist getroffen. So haben wir es dann immer mehr in unser Konzept integriert. Es ist ein organischer Prozess, das entwickelt sich.

Marie Weskott und ihr Team

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Wie wählt ihr die Weine denn aus? Ihr werdet ja bestimmt von vielen direkt angesprochen?

Marie: Es gibt schon viele, die uns anschreiben, weil sie einen „Frauenwein“ machen. Ich muss manche dann leider enttäuschen, zum Beispiel weil die Weine nicht unseren Qualitätskriterien entsprechen. Oder weil das Etikett nicht gut aussieht. Viele sind sehr klein und haben gar keinen Händler, und wir können nicht alles direkt beziehen. Wenn ich feststelle, dass zwar ein Paar den Wein macht, aber der Mann im Fokus steht, dann nehme ich das Weingut auch nicht auf. Es kann aber auch so sein wie bei Foradori (aus dem italienischen Trentino, Anm. d. Red.): Die Weine macht Elisabetta Foradori heute nicht mehr selbst, sondern ihr Sohn Emilio. Aber sie hat das Weingut in einer Zeit betrieben, in der es überhaupt nicht üblich war, dass eine Frau es tut. Das hatte enormen Einfluss auf die Region. Es ist wichtig für mich, sie in meinem Sortiment zu haben.

Wie viele Positionen habt ihr zurzeit?

Marie: Ungefähr 120. Dazu haben wir noch unser Blackbook mit Sachen für Gäste, die gerne etwas Spezielleres trinken wollen.

Bislang habt ihr weinbegleitende Feinkost angeboten. Jetzt baut ihr euer Foodkonzept aus? 

Marie: Genau. Unsere Freunde aus der Neuköllner Bäckerei „Justa Bakery“ haben Viktor Gerhardinger eingestellt, er hat zuvor im Sternerestaurant „Tian“ in München gekocht. Er wird uns jetzt mit drei Vorspeisen, zwei Hauptgängen und einem Dessert becatern. Diese Gerichte können wir hier mit unseren Möglichkeiten umsetzen: Polenta und Sellerie kommen auf den Grill, das Coq au Vin erhitzen wir im Wasserbad. Wir sind immer noch eine Weinbar, aber wer zum Essen zu uns kommen möchte – gerne!

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Und ihr seid eine Weinbar, die auch Drinks anbietet.

Marie: Tatsächlich ist es bei uns so, dass viele neue Gäste gar nicht wissen, dass wir eine Weinbar sind, wenn sie bei uns reinkommen. Sie schauen durchs Fenster rein, es ist was los, da wird es schon irgendetwas zu trinken geben (lacht). Und wenn es später wird, besonders am Wochenende, wollen viele Gäste nicht unbedingt mehr Wein trinken, sondern lieber einen Drink. Wir kommen diesem Wunsch nach. Mit Drinks, die unserem Ansatz entsprechen.

Die Drinks sind „weinverwandt“.

Marie: Ein Bestandteil jedes Drinks hat Traubenhintergrund, zum Beispiel Portwein, Wermut, Verjus oder Prosecco. Wir prebatchen, weil sich unser Team eher im Weinbereich auskennt und im Service nicht die Zeit vorhanden ist, auch noch Cocktails zu shaken. Christian Zeitelhack hat jetzt bei uns angefangen, der fünf Jahre in der „Goldenen Bar“ in München tätig war.

Es wird also bald eine neue Karte kommen. Wird dann auch geshaket bei euch?

Marie: Nein, wir planen weiter mit Prebatches und gerührten Drinks zu arbeiten.

Ihr seid eine Weinbar, die Cocktails anbietet. Umgekehrt ist es selten: Wein spielt in vielen Cocktailbars so gut wie keine Rolle. Warum?

Marie: Ich denke, weil das eine Getränk das andere schon ersetzt und Cocktailbars eben „ihr“ Getränk verkaufen wollen. Die Ausnahme ist Champagner, den haben viele auf der Karte und nutzen ihn auch für Cocktails.

Und wenn es aber doch ein „richtiger“ Wein sein soll: Was empfiehlt die Sommelière ihren Bar-Kollegen?

Marie: Das ist natürlich abhängig vom Konzept. Ich würde aber eher auf das mittlere Preissegment gehen, nicht aufs günstige. Auf das, was auch wir verkaufen: Flaschen für 50 bis 60 Euro, mit guter Mineralität, schöner Säure. Weniger die plumpe Tutti-Frutti-Richtung (lacht). Kein Sauvignon Blanc aus Neuseeland, lieber ein Sauvignon Blanc aus dem Sancerre.

Marie, vielen Dank für das Gespräch!

 

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Manteuffelstraße 100,

10997 Berlin