Fuchs & Hase: eine neue Bar am Rande der Hauptstadt 

© Friederike Lenz

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Gute Getränke statt gute Nacht: Das „Fuchs & Hase“ im Südwesten Berlins bringt Trinkkultur in den ruhigen, aber kaufkräftigen Stadtteil Zehlendorf. Wie weckt man dort die Lust auf Drinks?

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – das bezeichnet schönfärberisch bekanntlich den Allerwertesten der Welt. Gilt das auch für den Standort der neuen Bar „Fuchs & Hase“? Aus einer zentralen hauptstädtischen Perspektive vielleicht schon: Vom Alexanderplatz sind es je nach Route 16 bis 18 Kilometer bis zur Adresse Potsdamer Straße 3 im Stadtteil Zehlendorf, der ganz im Südwesten liegt. Wer reist denn schon so weit an, wo es in Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Neukölln und Co. doch so ein großes Angebot an Bars gibt?

So groß wie Wiesbaden

Betrachtet man Zehlendorf jedoch für sich, sieht die Sache anders aus. Der Stadtteil hat fast 60.000 Einwohner. Zusammen mit Steglitz, mit dem man seit 2001 einen gemeinsamen Bezirk bildet, sind es sogar 287.000 – das entspricht der Einwohnerzahl der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Und wie viele Cocktailbars gibt es hier? „In Zehlendorf bisher keine einzige“, erklärt uns Barchef Mike Meinke. Im gesamten Bezirk fällt ihm nur noch die Bar des 2023 eröffneten „The Knast“ in Steglitz ein, dreieinhalb Kilometer entfernt. Eine Marktlücke? Oder gibt es einfach keinen Bedarf?

© Friederike Lenz

Gäste mit Geld

Zunächst war auch Meinke skeptisch, als man ihm die Leitung der Gastronomie in einem Ex-Tapasrestaurant anbot. „Wenn, dann sowieso nur eine Bar, etwas anderes interessiert mich nicht“, so der Barprofi, der in Berlin schon Konzepte wie die „Triobar“, die „Fairytale Bar“, das „Chapel“ oder das „Beyond Paradise“ umgesetzt hat und mit seiner „Barlife Experience“ Kurse und Schulungen anbietet. Aber ausgerechnet hier? Dann erinnerte er sich: Schon immer kamen viele Gäste aus Zehlendorf in seine Bars. „Und es waren immer die Gäste mit Geld“, fügt er lachend hinzu. Mit „altem Geld“: In den Villenvierteln Zehlendorfs haben die Familien ihr Vermögen oft schon über Generationen angesammelt. Sie reisen viel, sie gehen gerne essen und trinken. „Bisher mussten die Leute aber immer weit fahren, wenn sie in eine Bar gehen wollten. Nun kommen sie zu uns“, so Meinke.  

 

Storytelling ist der Schlüssel

Klingt vielversprechend. Doch ganz so einfach ist es dann aber nicht. Niemand erwartet an diesem Ort – ein kleines Haus an einer mehrspurigen Straße am Rande der Stadt – eine Bar. Laufkundschaft gibt es, anders als auf der Neuköllner Weserstraße, der Charlottenburger Kantstraße oder der Torstraße in Mitte, kaum bis gar nicht. Eine Bar ist hier nicht selbstverständlich, sie muss sich also „erklären“. Der Name „Fuchs & Hase – die fabelhafte Cocktailbar“ ist daher nicht bloß ein nettes Wortspiel. Vielmehr haben der gelernte Werbekaufmann und Betriebswirt Meinke und die Grafikerin Friederike Lenz ein umfängliches Storytelling in Texten und Illustrationen ausgearbeitet: Die aktuell elf Drinks auf der Karte – es kommt monatlich einer dazu, bis es 18 sind – werden je von einer kleinen fabelartigen Geschichte eingeleitet, die Meinke selbst geschrieben hat. „Wir haben unzählige Märchenbücher zu Hause und ich schreibe gerne selbst“, erklärt der mehrfache Familienvater. Seine Geschichten schildern, wie man es aus der Fabelwelt kennt, tierische Begegnungen, auch die Moral von der Geschicht’ fehlt nicht. Auf seinen Streifzügen durch die Nacht trifft der Fuchs den Hasen: Der Drink dazu ist der Teelikör Tatratea mit Schwarztee, Kandis-Sirup, Orange-Bitters und Cream-Cheese-Topping. Der Fuchs trifft den Frosch: Der Drink zur Fabel kombiniert Gin, Gurkenwasser und Limettensirup. Der Fuchs trifft das Eichhörnchen: Der Drink ist ein „Walnut Whisky Sour“. Alle Kreationen werden auf polaroidartigen Fotos präsentiert, die in die Karte eingeklebt wurden, um sie verständlicher zu machen.

Raus aus der Komfortzone

Die Fotos erhöhen die Zugänglichkeit enorm – what you see is what you get –, doch ein bisschen herausfordern will Meinke seine Gäste schon. Etwa mit dem „Crystal Espresso Martini“, einer gebatchten Espresso-Martini-Abwandlung: Espressobohnen und Wodka im Verhältnis 1:2, eine Woche ausgezogen, dann gefiltert – mit Kokos-Espuma in einem becherartigen Glas serviert. Das werfe bei vielen Gästen, die „ihren“ Espresso Martini so noch nie gesehen haben, Fragen auf, berichtet Meinke. Die Antwort bekommen sie, wenn sie den trotz seiner Farblosigkeit überaus kraftvoll-aromatischen Drink erst einmal probiert haben. Und genau darum geht es ihm: Er möchte die Zehlendorfer aus ihrer Komfortzone rausholen, ihnen Neues präsentieren – und mit Qualität überzeugen. Caipirinhas und Mojitos gibt es schließlich auch in vielen der Restaurants ringsum.

© Friederike Lenz

Erster Drink: bitte von der Karte

Darum gilt im „Fuchs & Hase“ folgendes Prinzip: Der erste Drink wird aus der Karte gewählt. Danach darf es gerne, wenn gewünscht, auch etwas anderes sein. Meinke: „Gestern bestellte ein Gast einen Pisco Sour“, erzählt Meinke. „Ich schlug ihm erst unseren Rum Sour vor – später mixte ich ihm dann den gewünschten Drink.“ Als „Drama Lama“ wird eine Pisco-Sour-Abwandlung übrigens der nächste Cocktail auf der Karte.

 © Friederike Lenz

Dankbarkeit und Neugier

„Es ist schön zu sehen, dass sich die Leute mit unserer Story auseinandersetzen. Viele lesen sich die Fabeln ganz durch und bestellen dann“, so Meinke, der sich über die Dankbarkeit und Neugier der Zehlendorfer freut. Die erst Mitte Januar 2025 eröffnete Bar hat schon viele Stammgäste, an Frei- und Samstagen lässt Meinke sich von einer weiteren Kraft unterstützen. Das klingt nach einem gelungenen Start. „Es heißt ja immer: Lage, Lage, Lage. Aber das muss man eben genauer definieren“, findet Meinke. „Hier kommen zwar weniger Menschen vorbei als im Zentrum, aber wir haben praktisch keine Konkurrenz und viele kaufkräftige Gäste.“

Und wenn im Frühling die Hofterrasse eröffnet, lohnt sich eine Anreise aus anderen Teilen der Stadt erst recht: Weil die Gebäude ringsum gewerblich genutzt werden und demselben Besitzer gehören, dürfen die Gäste der Bar viel länger als anderswo im Freien sitzen, trinken und genießen, bis auch hier Fuchs und Hase irgendwann sagen: gute Nacht. 

Fuchs & Hase – die fabelhafte Cocktailbar

Potsdamer Straße 3

14163 Berlin

www.instagram.com/fuchs_und_hase_cocktailbar