Neue Bars in Berlin: 5 Empfehlungen für den Drinkgenuss
© 100 Gramm Bar
Bar ohne Namen
Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.
Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.
Hoch hinaus und gut versteckt, mit Spreeblick, loungig und für Aperitivo-Afficionados: Wir stellen 5 neue Berliner Bar-Locations vor.
1. Bar Nonno
„Romantica“: Der Schriftzug des Vorgängers ist immer noch über dem Tresen zu lesen. Über 40 Jahre lang war das „Café Romantica“ eine echte Schöneberger Institution mit deutscher Küche und Feierabendbierchen auf der Terrasse. Den Namen stehen zu lassen, passt gut zum neuen Konzept, denn mit der „Bar Nonno“ darf hier nun der Aperitivo-Kultur gefrönt werden. Multi-Barbetreiber Dustin Franke, der u.a. das „Stück“ in Kreuzberg, den „Bademeister“ in Weißensee, das „Lamm“ in Prenzlauer Berg und die „Torte“ in Neukölln lanciert hat, um nur ein paar seiner Barprojekte zu nennen, hat sich hier mit Luca Simon (zuvor Barchef im „Lamm“) zusammengetan. Von Spritz-Varianten über Longdrinks bis hin zu Hauskreationen wie dem „Nonno Spritz“ mit Aperol, Campari, Pignoletto und Bitter Lemon oder dem markant bitteren „Molto Sbagliato“ mit Campari, Rosé-Wermut, Lambrusco und Minze“ reicht das Sortiment. Stichwort Lambrusco: den hierzulande oft verkannten (weil meist minderwertig gemachten) Wein aus der Emilia Romagna gibt es hier in zwei Sorten. Und gegen das Hüngerchen gibt es das ebenfalls in der norditalienischen Region beliebte Gnocco fritto, frittierte Teigkissen, dazu Antipasti-Auswahl. Und sollte ein Stammgast alter Zeiten ein Bierchen bevorzugen – das gibt es auch noch, entweder italienisch oder die Hausmarke vom Fass. Und wie immer in Dustin Franks Bars sind die Preise im Verhältnis zur dargebotenen Qualität moderat, sprich kiezfreundlich, positioniert.
Akazienstraße 7a, 10823 Berlin
www.instagram.com/bar.nonno.berlin/
© Jan-Peter Wulf
2. Bar Clara
Moderat kann man die Cocktailpreise in der „Bar Clara“ nicht wirklich nennen: 18 Euro (Stand Mai 2024) für einen Drink im Old-Fashioned-Glas, das ist in Berlin schon ganz im oberen Preissegment. Wir befinden uns aber auch örtlich ganz oben, denn hier haben wir es mit einer Rooftop-Bar zu tun – und die zweifelsohne schöne Aussicht über die Oranienburger Straße und der Synagoge bis hin zum Alex und dem Fernsehturm bezahlt der Gast eben mit. Ist schließlich in jeder Rooftop-Bar der Welt so. Die Bar bildet die Spitze des neuen Fotografie- und Kunstmuseums „Fotografiska“, in dem sich auch das Restaurant „Verōnika“ mit Bar (die wir hier schon vorstellten) befindet. Somit gibt es im Haus jetzt zwei Bars – eigentlich sogar drei, denn im Restaurant selbst gibt es auch noch eine. Reichlich Auswahl! Wer sich für hoch oben entscheidet, genießt nicht nur den tollen Blick auf der fast umlaufenden Terrasse und das schicke, reduzierte Design der vom renommierten „Studio Aisslinger“ gestalteten Location, sondern auch gute Drinks: Ins besagte Old-Fashioned-Glas etwa kommt derzeit der Milk Punch „Clara Chromatic“ mit Mezcal, Oloroso, roten Beeren und Grapefruitsaft, mit im Glas ist ein in den Spektralfarben schillernder Würfel. Die Idee der Karte ist, die Kunst- und Fotografieaspekte des Hauses aufzugreifen, aktuell etwa das Thema Licht und Farbe. Kreiert werden die Drinks vom US-Barunternehmer Eric Alperin und „Clara“-Barchefin Aurora Almenar, die zuvor im „Paradiso“ in Barcelona mixte. Nett: Wer sich einen Drink bestellt, bekommt Oliven, Popcorn und Nüsse gratis dazu.
Oranienburger Straße 54, 10117 Berlin
https://berlin.fotografiska.com/de/restaurants/bar-clara
© Steffen Sinzinger
3. 100 Gramm Bar Lounge
Auf dem Weinbergsweg gibt es die „100 Gramm Bar“, und gleich daneben hat Claudius-Roman Schmidt jetzt die „100 Gramm Bar Lounge“ eröffnet. Steht man zum ersten Mal vor den Läden, erkennt man auf den ersten Blick kaum einen Unterschied, darum eine kleine Gedankenstütze: die neue Lounge ist links. Die beiden Locations gehörten früher schon funktional zusammen, denn im Keller teilten sich die „Datscha“ und das „Gorki Park Café“, Letzteres eine echte Mitte-Institution seit 1995, nämlich eine Küche. Und dort unten soll, so der Plan, noch eine weitere Bar entstehen. Die Locations haben getrennte Karten. In der neuen Lounge, die aus dem Barbereich und drei Räumen besteht, lässt man es etwas experimenteller angehen – etwa mit Drinks wie dem „Avalon’s Jasmine Mist“ (Calvados mit Jasmintee infundiert, Jasmin-Cordial und trockener Cider) oder dem „Mayan Mistral“ aus Tequila mit Kokos-Infusion, Limetten-Cordial und Minzöl. Es gibt aber auch – wie nebenan – Klassiker vom Paper Plane über den Naked & Famous bis zur Martini-Variationen mit und ohne Espresso. Einmal im Monat, immer an einem Sonntag, gibt es ein „Secret Dinner“: Ein Berliner Restaurant ist mit seinem Team zu Gast – hier poppten u.a. schon das „HeimlichTreu“ und das „Bricole“ auf – und kredenzt den Gästen ein fünfgängiges Tasting-Menü, dazu gibt es natürlich Cocktails. Plus Burlesque-Show! Und dann gibt es noch, pssst, das „Secret Menu“ mit Drinks, die nur über einen speziellen QR-Code abrufbar sind.
Weinbergsweg 25, 10119 Berlin
www.100grammbar.com/lounge
© 100 Gramm Bar
4. Himitsu
Stichwort pssst: Eine Speakeasybar in einem Foodcourt? Auch so etwas gibt es jetzt in Berlin, und zwar im „Manifesto Market“ am Potsdamer Platz. „Manifesto“ ist eine moderne, hip designte „Foodhall“ mit verschiedenen Restaurants von chinesisch bis südamerikanisch. Es stammt aus Prag, wo es bereits mehrere Locations dieser Art gab und gibt. In Berlin hat das Unternehmerpaar hinter „Manifesto“, Martin Barry und Hollie Lin, Anfang 2023 die erste Indoor-Location eröffnet – und zwar in den ehemaligen „Potsdamer Platz Arkaden”. Hier würde man eine japanische Bar eher nicht vermuten, doch mit etwas Glück findet man sie. Das „Himitsu“ versteckt sich hinter einer Tür, die nur indirekt auf die Bar hinweist – mit historischen Mangaheften und einer roten Lampe. Wer rechts neben der Tür auf die Klingel drückt, erhält – hoffentlich – Einlass. Um Vorab-Reservierung wird gebeten, bei nur 25 verfügbaren Plätzen. Barchef Diego Aspra (zuvor im „Franzotti“ und im „Frederick’s“ inszeniert japanische Barkultur mit Highballs, Mizuwaris (ein Teil Spirituose, zwei Teile Wasser), frisch gemixten sowie gebatchten und gereiften Cocktails – zum Beispiel einer Negroni-Adaption mit drei Sorten Wermut, Awamori, Gin und Beifuß. Sie werden in traditionellen Kame-Gefäßen aus Okinawa, den japanischen Tropen, gelagert. Campari kommt in Form eines dekorativen Staubs ans Glas. Und dann gibt es da noch ein kleines schönes Geheimnis … das bis zum sehr empfohlenen Besuch aber auch eines bleiben soll!
Alte Potsdamer Straße 7, 10785 Berlin
www.instagram.com/himitsu.speakeasy
© Jan-Peter Wulf
5. Mina Bar
Lassen wir unsere Rundreise durch die neuen Bars der Stadt entspannt ausklingen, und zwar mit einem schönen Blick auf die Spree. Den man ja aus einer Gastronomie heraus gar nicht so oft hat in Berlin, leider. Im neuen „Mina“, einem Ableger einer kleinen Kette mit Locations in Sankt Petersburg, Moskau und Jerewan, ist der Spreeblick hingegen ganz wunderbar: Das Bar-Restaurant, das sich im gleichen Gebäude befindet wie die Listening-Bar „Anima“ und das Hotel „Locke“ (hier unser Übernachtungstipp), ist zur Wasserseite hin komplett verglast. So können die Gäste den vorbeiziehenden Ausflugsschiffen und Partyflößen zugucken und die sich senkende Sonne genießen, sollte sie denn scheinen. Nicht nur im Restaurantbereich, in dem übrigens sehr gute italienische und levantinische Küche serviert wird (Tipps: knusprig-dünne Pizzen, Lammkefta und Artischocken bestellen!). Sondern auch an der Bar im Entrée der schlauchförmigen Location. Hier gibt es bequeme separate Sitzgelegenheiten und einen Zugang zur Terrasse mit weiteren Plätzen. Passend zur Küche servieren Kevin Hemingway und Team ihren Gästen, ob im Barbereich oder direkt am Tisch zum Essen, diverse Spritz-Varianten (u.a. mit Aperol und Amaretto) gemixt, Italo-Klassiker à la Bellini oder Negroni und internationale Evergreens. Nicht zu übersehen ist das professionelle DJ-Setup – regelmäßig legen DJs abends im „Mina“ auf. Wem steht der Sinn nach einer Cocktailparty an der Spree?
Mühlenstraße 61-64, 10243 Berlin
© Elina Bergs
© Jan-Peter Wulf