Aufgepasst: 5 neue Bars in Berlin

© Mored

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 


Die Berliner Barszene blüht wieder. Baraffine Stadtbewohner wie Gäste der Hauptstadt dürfen sich über große Vielfalt und spannende neue Konzepte freuen. Jan-Peter Wulf hat sich in der Stadt umgeschaut und stellt uns fünf Neueröffnungen vor, die in ihrer Ausrichtung und ihren Locations unterschiedlicher kaum sein könnten. Was sie jedoch eint, sind Qualität und Leidenschaft für gute Drinks.

1. Bar Verōnika

Das ehemalige Kunsthaus Tacheles an der Oranienburger Straße war eine der kreativen Keimzellen der Nachwende-Hauptstadt schlechthin: Kunst, Kultur, spontane Events, Partys und ein von einem russischen Militärflugplatz herbei transportierter, ausgeschlachteter Kampfjet. Diese Zeiten sind längst vorbei, doch nun hat die Kunst wieder Einzug gehalten in Form des Museums „Fotografiska“, das es u.a. auch in New York, Stockholm und Tallin gibt. Im vierten Stock eröffnete zum Jahreswechsel das Restaurant „Verōnika“ und eine Etage darüber die gleichnamige Bar. Mit weitläufiger, stylisher Lounge, gemütlichen Semi-Separées, Kunst an den Wänden und internationalem Publikum. So weltstädtisch zeigt sich Berlin selten! Auf der Karte stehen hauseigene Adaptionen von Classics wie dem Manhattan oder dem Sazerac (mit Rum und Rye Whiskey), diverse Sours mit Mezcal, Gin, Bourbon oder Rum, Longdrinks und nichtalkoholische Alternativen. Außerdem: je drei Pisco-Sour- und Espresso-Martini-Varianten. Und: ein „Verōnika Martini-Tray“ mit polnischem Wodka, Osietra-Kaviar und keiner Olive, sondern einem grünen Mini-Pfirsich, der verblüffenderweise fast wie eine Olive schmeckt, nur ein wenig fruchtiger. Dazu Barfood von Tempura-Austern über Scotch Eggs bis zu Hummer im Challahbrot. Besonderer Clou: Wer ein Ticket für die Ausstellung gelöst hat, darf mit seinem Drink in der Hand sehr gerne Kunst anschauen gehen. Das Museum ist bis 23 Uhr geöffnet.

Oranienburger Straße 54, 10117 Berlin
www.veronikaberlin.com/bar

© PION Studio

2. The Knast Bar

Um Kunst und Kultur geht es auch in einem anderen großen Projekt, das sich seit mittlerweile fünf Jahren im großbürgerlichen Lichterfelde umtut: Ein ehemaliges Gefängnis, das bis 2010 in Betrieb war (zuletzt als Frauengefängnis), ist nun Kulturort. Vorher Freiheitsentzug, jetzt Freizügigkeit: Der imposante Gebäudekomplex, von dem selbst manche Anwohnende nicht gewusst haben sollen, dass es ein Gefängnis ist, dient als Atelier und Werkstatt für verschiedene Künstlerinnen und Künstler. Schon im (mittlerweile geschlossenen) Sterne-Restaurant „The NoName“ hatten Betreiberin Janina Atmadi und ihr Partner Joachim Köhrich Kulinarik und „kinkyness“ zusammengebracht und tun dies nun auch in der Bar im „The Knast“. Über eine Wendeltreppe erreicht man den gewölbeartigen, große Raum, der einst der Gebetsraum für die Insassen war. Wer mag, kommt „kinky“ in die Bar– mit Lack, Leder, Netztextil oder so gut wie nichts am Körper. Offenheit und Toleranz werden großgeschrieben und eine strikte No-Photo-Policy sorgt dafür, das hier bleibt, was hier passiert. Mit Events, bei denen dann der strikte Kinky-Dresscode gilt, will man der Szene ein neues Zuhause und Spielfeld bieten. An regulären Abenden dürfen die Gäste sich im Prinzip stylen, wie sie mögen, gerne aber etwas schicker. Was auch gut zur Eleganz des Ortes passt, die sich bis in die Cocktails hineinzieht: Barchef Nuri Oh, der nach seiner eigenen Bar in Seoul hier Stationen wie die „Beuster Bar“, die Bar im Levante-Restaurant „Layla“ und im „Waldorf Astoria“ durchlief, ließ sich für seine erste Karte von zeitgenössischer koreanischer Kunst inspirieren – und bestreicht Eiswürfel mit roter Bete oder serviert seine Kreationen mit Rauch in einer Weinholzkiste. Die wohl verruchteste aller Spirituosen, den Absinth, mixt er in zwei ausgezeichneten Drinks oder schickt sie in der traditionellen Fontäne an die Tische. Ende 2024 eröffnen planmäßig auch das Restaurant und das Hotel im „The Knast“.  

Söhtstraße 7, 12203 Berlin
www.theknast.de/bar


© Florian Kroll 

3. Bird’s Nest

Über die neue und erste eigene Bar von Arnd Heißen (dessen Biercocktails für Brlo wir kürzlich vorstellten) wurde ja in der Branche schon vor ihrer Eröffnung viel gesprochen – mittlerweile haben sich die Türen zum „Bird’s Nest“ geöffnet. Die Location, die sich der renommierte Bartender ausgesucht hat, ist gleich doppelt interessant und ungewöhnlich: Zum einen liegt sie im Nikolaiviertel. Zentral, aber sehr touristisch, Berliner verirren sich (bislang) nur selten hierher. Zum anderen liegt sie im Obergeschoss eines Restaurants, dem vietnamesischen „Ngon“. Zu DDR-Zeiten gab es hier eine Gaststätte namens „Schwalbennest“, daher der Name. Wer Heißen in seiner einstigen Wirkungsstätte im „Fragrances“ besucht hat, wird einige Elemente wiedererkennen – etwa die „Hall of Fame“, in der er Parfums unter Glashauben zusammengestellt hat. Es sind allerdings nicht die weltbekannten Brands, sondern Indie-Düfte aus einer Boutique in Charlottenburg. Sie riechen nicht nur gut, sondern dienen auch als olfaktorische Karte, wenn man so will: Die Gäste erschnuppern sich ihren Favoriten (oder greifen drinnen zur klassischen Karte). Und natürlich setzt Heißen bei der Kreation seiner Düfte/Drinks sein Faible für und sein Wissen in der Aromatherapie ein, um über Düfte und Flavours Emotionen zu erzeugen. Klingt kompliziert, ist es auch – aber weniger für den Gast. Der schon vor über zehn Jahren vom Mixology-Magazin zum „Gastgeber des Jahres“ gekürte Heißen weiß, wie man anspruchsvolle, durchaus verkopfte Kreationen zugänglich und genussvoll macht. Und da sich sein „Bird’s Nest“ in einem Restaurant befindet, gibt es auch kleine Speisen zu den Drinks. Zum Beispiel serviert man zum „Fuego Futuro“ aus Mezcal, rotem und weißem Wermut, Mate Kardamom, Pinienlikör, Minzwasser, Damiana und Honig ein Gericht aus confierten Pilzen mit Brombeeren, Pinienkernen und Topinambur. Perfekt für einen genussvollen und inspirierenden Abend.

Rathausstraße 23, 10178 Berlin
www.instagram.com/birdsnestberlin

© Frommelt

4. Mored Restaurant & Bar

Es sind nur kleine, skurrile Details wie Dekofliesen in kitschiger Antiksäulen-Optik im Kelleraufgang, welche noch auf den vorherigen Betrieb hinweisen – die „Villa Rasputin“. Das Bordell ist dem Rebell gewichen, das ist die deutsche Übersetzung für den Namen „Mored“, den das neue Bar-Restaurant trägt. Dabei wirkt es gar nicht so rebellisch, sondern vielmehr wie ein großes Wohnzimmer mit Kerzenleuchtern, Kamin und Butzenfenster-Flügeltüren. Betreiber sind Yotam Alon und Yarden Dotan. Alon hat die aus Tel Aviv stammende „Bellboy Bar“ am Gendarmenmarkt miteröffnet und die Cocktailkompetenz sieht und schmeckt man: Hier wird die Aromenwelt der Levante nicht nur in Speisen wie dem „Jaffa Tartare“ mit Lamm, Aubergine und Medjool-Datteln oder dem Wolfsbarsch-Shawarma inszeniert, sondern eben auch im Glas. Zum Beispiel im „Labneh Punch“ mit Arak, Gin und Gurken-Fenchel-Sirup, dem „Shakshuka Martini“ mit Tomatenwodka, Rhabarber und Miso-Wermut, dem „Pomegranate Spritz“ mit Granatapfel-Likör oder dem „Jerusalem Sour“ mit süßem Kiddush-Wein. Überdies bekommen alle Gäste einen kleinen Welcome-Drink von der Bar serviert. Wer sich am Tresen platzieren lässt, kann durch den Pass im Rückbuffet das Küchengeschehen nachverfolgen, Cocktails dürfen, alternativ zur rein israelischen Weinkarte, aber gerne auch an den Tischen genossen werden. Und wenn bald der Frühling in die Stadt kommt, eröffnet der große „Bargarten“ hinter dem Haus – mit stattlichen 200 Plätzen.

Münstersche Straße 11, 10709 Berlin
www.mored.rest

© Mored

5. Suspiria Bar

„Suspiria“ anno 1977 ist eines der Meisterwerke des italienischen Horrorfilm-Regisseurs Dario Argento. Nach diesem Film hat Michael „Mike“ Korkia seine zweite Bar benannt, die im Januar im Kreuzberger Bergmannkiez eröffnete. Korkia, der früher im Hotelmarketing-Business tätig war, betreibt mit dem „Redrum“ bereits eine Bar im selben Stadtteil. Hüben wie drüben ist das Interieur künstlerisch, undergroundig und ein bisschen schräg. „Partybar“ wäre aber doch der falsche Begriff dafür, denn wenngleich die rockig-poppige Musik im Verlauf des Abends aufgedreht wird, kommt die Qualität hier (anders als so mancher umliegenden Partybar) nicht zu kurz. „In Suspiria, we love our drinks as loud and bold as the 1970’s proved to be“, liest man in der Karte. Und serviert werden beispielsweise ein „Midsommar“ mit Mezcal, italienischem Kräuterlikör, Suze und Port – oder einem „Montenegro“ mit dem gleichnamigen Amaro, Sake und Ingwerschnaps. Auch hier: viel Absinth, u.a. als „psychedelic potion“, man könnte es auch „sipping shot“ nennen. Der neuen Bar im Souterrain auf der Gastromeile Bergmannstraße sieht man auf Anhieb gar nicht an, dass sie neu ist: Vintage-Mobiliar und Mustertapeten, viel Rot und ein Fußboden mit viel Patina lassen das „Suspiria“ so wirken, als sei es schon seit Jahrzehnten da. Und das passt nicht nur gut zum Drinkkonzept, es scheint auch dem studentisch-poststudentischen Publikum gut zu gefallen. Auch so kann sich Barkultur eben präsentieren.

Bergmannstraße 104, 10961 Berlin
www.suspiriabar.com

© Jan-Peter Wulf