The World's 50 Best Bars 2021

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Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 


Im Dezember 2021 wurden die ‚The World’s 50 Best Bar‘ Auszeichnungen verliehen. Wer hat gewonnen und was bedeuten solche Rankings für die Barszene? Ein Kommentar von Peter Eichhorn.

 

Hurra, es gibt einen Grund zum Feiern! Und das fröhliche Erheben der Gläser zählt nun einmal definitiv zu grundsätzlichen Handlungsweisen unserer Bargemeinschaft.

Und so knallten auch im Dezember 21 die Korken, als die renommierten ‚The World’s 50 Best Bar‘ Auszeichnungen verliehen wurden. Die Feier in London bedeutete für zahlreiche Akteure der Barindustrie einen Augenblick der Befreiung, als nach langer Zeit eine persönliche Begegnung in London möglich war, um alte Bekannte wiederzusehen und das Tragen von Covid-Masken für ein paar Stunden zu vergessen.


Gewinner des Abends: Londoner Connaught Bar

Und selbstverständlich freut sich die internationale Bar Community mit der Connaught Bar in London, die den begehrten ersten Platz souverän innehält. Niemand würde Einwände gegenüber diesem Preisträger äußern. Ago Perrone und sein Team bilden seit Jahren eine großartige Konstante von Beständigkeit und Innovation. Bereits vor zehn Jahren wurde die Bar auf den zweiten Platz gewählt (hinter dem seinerzeit spektakulären PDT in New York City) und schon damals war die Auszeichnung legitim.

Covid Champions?

Nicht für jede und jeden ergaben die Preisverleihungen der letzten Zeit einen Sinn. War doch die Gastronomie weltweit extrem und überhart von Restriktionen und Schließungen betroffen. Reisebeschränkungen machten eine internationale Beurteilung für Juroren zusätzlich teilweise unmöglich oder zumindest kompliziert.

Nick Strangeway begleitet und prägt die Bar- und Spirituosenwelt seit mehr als 20 Jahren. In einem Artikel für „Drinks International“ Magazin beschreibt er zugleich Freude und Unbehagen inmitten der eigenartigen Umstände einer Preisverleihung in diesen Zeiten: „Es war herzerwärmend, unsere Industrie in London wiedervereint zu sehen für die Zeremonie der ‚The World’s 50 Best Bar‘ Auszeichnungen. Nach einer derart langen Auszeit war es sehr schön, Wiedersehen und Austausch mit alten Freunden, ehemalige Kollegen und den Großen und Wichtigen der Industrie zu erleben. Ohne Masken und ohne sich über soziale Distanz Gedanken machen zu müssen.“ 

 

 

Im Dezember 2021 wurden in London die "The World’s 50 Best Bar" Auszeichnungen verliehen. Zum Gewinner wurde die Londoner "Connaught Bar" gekürt.

© The World’s 50 Best Bars

“Your flight has been cancelled”

Der Flug gestrichen und auch der „Flight“ am Bartresen war zeitweise unerreichbar. Nachdenklich fährt Strangeway bezüglich der Auszeichnungen fort: “Wie auch immer, falls es den Leuten ermöglicht wurde, zu Reisen, mussten sie wählerischer sein. Die Tage regulärer Flugreisen über die Kontinente hinweg blieben aufgehoben und daher mussten Barbetreiber und Journalisten ihre Barbesuche über ihre Smartphones planen. Das bedeutet, dass diejenigen, die über die sozialen Medien am lautesten rufen, bessere Aussicht hatten, die Aufmerksamkeit internationaler Besucher zu erlangen.“ 

Seine Formulierung ist sehr höflich und zurückhaltend. Die Frage stellt sich schon: Welchen Stellenwert hat ein solches internationales Ranking, wenn Reisen, Barbesuche, Austausch und Begegnungen grundsätzlich erschwert, teilweise gar unmöglich gemacht sind?

Leere Gläser, leere Teller

Was für die Barbranche gilt, schlägt in der Restaurant-Welt noch größere Wellen. Als vor einem Jahr der neue Guide Michelin Frankreich präsentiert wurde, wunderten sich zahlreiche Beobachter darüber, wie es in diesen Zeiten zu 54 neu vergebenen Sternen kommen konnte, wenn doch ein Großteil der Restaurants über weite Zeiten des Bewertungszeitraums geschlossen blieben. Ironische Kommentare grübelten, dass die Tester wohl eine sehr hohe Geschwindigkeit beim Essen an den Tag legen mussten. Bei „Food & Sens“ war zu lesen: „Für die Sammler des Guide Michelin ist die Ausgabe 2021 eine gute Nachricht“, denn so fehlt kein Exemplar und die Jahrgänge der Reihe bleiben lückenlos. Die Autorin Sandra Dubonnet urteilt im ‚Biss – Kulinarisches Magazin‘: „Der Michelin France scheint in einem Parallel-Universum zu leben, in dem es weder Pandemie noch Entlassungen von Mitarbeitern in Küche und Service gibt. Vielleicht ist den Inspektoren das schnelle Essen doch nicht gut bekommen.“

Wie bemerkte einst Woody Allen treffend: „Diese Auszeichnung habe ich unverdient bekommen. Aber das macht nichts. Ich habe ebenso unverdient Diabetes bekommen.“

Preisverleihungen in Zeiten von Corona

Den elegantesten und zugleich einleuchtendsten Weg von Preisverleihungen in Pandemie-Zeiten wies das Mixology Magazin. Ihre Mixology Bar Awards wurden 2021 bereits im zweiten Jahr nicht in den bewährten Kategorien von „Beste Bar“ bis „Gastgeber des Jahres“ verliehen, sondern die Auszeichnungen wurden an die aktuellen Bedingungen angepasst. So gab es Preise mit Namen wie, Nachhaltigkeit & Bildung, Ausguck, Navigator und Rettungsboot für Akteure der Barszene, die auch während dieser mühseligen Epoche Engagement und Wirkung an den Tag gelegt hatten. Eben im Rahmen der aktuell eingeschränkten Möglichkeiten. Vom Bar Symposium Köln über Bottled Cocktail Konzepte bis zu dem großartigen „Ghost Bar“ Programm von Jochen Hirschfeld (wir berichteten).

© @_David_Holbrook

Auch die 50 Best Organisation, zu denen neben The World’s 50 Best Bars innerhalb der William Reed Business Media Ltd Gruppe auch das ‚The World’s 50 Best Restaurants` und weitere Ranking-Konzepte zählen, engagierte sich in der Krise mit Fortbildungsprogrammen und Spendensammeln, wie dem "Recovery Programme“

 

Kritik und Kontroversen durch Rankings

Ob die berühmten ‚50‘, andere Bar Awards und Restaurant Ranglisten, wir lieben es, sie zu hassen. Bei den 50 Best Bars grummelt der deutschsprachige Raum gerne darüber, dass man sich unterrepräsentiert fühlt. Was tatsächlich jeder bestätigen kann, der sich in diesem Raum regelmäßig an die Tresen begibt. Mit dem Buck & Breck in Berlin findet sich auf Platz 83 die einzige Bar aus dem deutschsprachigen Raum und beweist zudem, dass die 50 eigentlich eine 100 ist.

Scharfe Kritiker und Kontroversen lösen Rankings generell aus. Auch bei den Bars mäkeln viele Brancheninsider hinter vorgehaltener Hand, dass persönliche Bekanntschaften und Social Media Präsenz eine bedeutendere Rolle für die Nominierungen bedeuten als die wahre Qualität einer Bar. Ein Best Friends Club der einflussreichsten Bars? „Du gibst mir deine Stimme, dann gebe ich dir meine?“

 

Schwamm drüber: Champagner

Nun, die Liste bleibt relevant und die genannten Bars sind in der Regel nur dann Enttäuschungen, wenn aus dem bewährten Bartender ein abgehobener Startender wird. Doch zurück zu Spaß und Freude. Gerade in diesen Zeiten brauchen wir Anlässe zum Feiern und zum Freuen. Und endlich wieder geöffnete Bars und Cocktails rings um den Erdball.

In diesem Sinne: her mit all den Preisen und Auszeichnungen. Mögen sie heiter und nicht allzu ernst genommen werden. Und dann folgen wir unbedingt dem entschlossenen Tun von Regisseur Bong Joon-ho im Rahmen seiner Dankesrede bei den Oscars 2020, als er mehrere der Preise für seinen Film „Parasite“ erhielt: „Danke, ich werde bis morgen früh trinken.“

 

Das Ranking zu "The World's 50 Best Bars 2021" findest du hier.